Christdemokrat

Der Titel dieses Aufsatzes besteht aus den Hauptwörtern Christ und Demokrat, jedes für sich steht für eine starke Bedeutung.

Christ bezeichnet gemeinhin eine Person der Glaubensgemeinschaft der Christen. Das bedeutet nicht, das nur Personen Christen sind, die täglich den christlichen Ritualen nachkommen oder offizielles Mitglied einer der das Christentum tragenden Kirchen sind und Kirchensteuern zahlt. Das geht auch ohne, nämlich immer und überall; es ist eine Lebenseinstellung.

Ebenso verhält es sich mit dem Demokraten. Dieser Ausdruck bezeichnet Personen mit einem demokratischen Verständnis im Verhältnis zu anderen Personen. Demokraten geben vor, sich an demokratischen Regeln zu orientieren. Dazu gehören Religionsfreiheit und Meinungsfreiheit. Man kann also mitten in der Demokratie eine Religion ausüben oder auch nicht. Es erwachsen daraus so oder so keine Vorteile und auch keinen Nachteile. Ebenso verhält es sich mit der Meinungsfreiheit. Man kann eine Meinung haben und diese auch äußern, oder eben nicht. Man muss es nicht.

Anders als bei den Demokraten, wo es keinen Oberdemokrat gibt, jedenfalls tatsächlich nicht, obwohl manche Demokraten den Eindruck erwecken, Demokratie sei das, was sie selbst vorbrächten, gibt es in der Kirche, innerhalb der Gemeinschaft der Gläubigen durchaus Oberchristen in Amt und Würde. Das geht sogar bis zum Stellvertreter Gottes im Himmel auf Erden. Und das ist der Papst.

Anders als im Christentum, hier gibt es die Bibel als führendes Nachschlagewerk für die Christen, gibt es für die Demokraten keinen gedruckten, von den Begründern der Demokratie überlieferten Leitfaden. Demokratie lebt anscheinend und ist das, was man zur Zeit darunter verstehen und erklären möchte.

Der Papst als Oberhaupt einer Kirche kann nicht umhin anders als in der Bibel vorgegeben sprechen und handeln. Und es um Krieg Frieden geht, um Feinde und Freunde, ist er gut beraten sich die heilige Schrift als Leitfaden zu Rate zu ziehen. Und das tut er auch, wenn nicht er, wer denn sonst. Denn es heißt in der Bibel aus der Bergpredigt, gehalten von Gottes Sohn Jesus, bei Matthäus 5:38-39

Matthäus 5:38-39
Ihr habt gehört, daß da gesagt ist „Auge um Auge, Zahn um Zahn“.
Ich aber sage euch, daß ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern so dir jemand einen Streich gibt auf deinen rechten Backen, dem biete den andern auch dar.

Bezogen auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine erklärt der Papst, auf die Frage:

 „In der Ukraine fordern manche den Mut zur Kapitulation, zur Weißen Flagge. Doch andere sagen, das würde dem Stärkeren Recht geben. Was denken Sie?“

Und der Papst antwortet: „Das ist eine Interpretation. Aber ich glaube, dass derjenige der Stärkere ist, der die Lage begreift; der an die Bevölkerung denkt; der den Mut zur Weißen Flagge, zur Verhandlung hat.“ Wenig später betont er: „Verhandeln ist nie eine Kapitulation. Es ist der Mut, das Land nicht in den Selbstmord zu führen.“

Da regen sich einige Demokraten auf über den verwendeten Begriff der weißen Flagge. Und weil sie es gewohnt sind und viel Übung darin haben, Demokratie für sich auszulegen und die Meinungsfreiheit des Anderen zu missachten, empören sie sich erst einmal über den Papst. Wie könne er verlangen, das sich der zu unrecht Angegriffene nicht wehrte und sogar kapitulieren soll, mit der weißen Flagge in der Hand.

Es wäre doch allerdings schön und ein Ausdruck der Demokratie, würden sich die Empörer zunächst informieren über den Sinn der weißen Flagge in einem Krieg. Das ist exakt geregelt in der Haager Landkriegsordnung von 1907. Dort nennt man die weiße Flagge zutreffender Weise „Parlamentärflagge“.

Und die Haager Landkriegsordnung bestimmt wie folgt:

Drittes Kapitel.
Parlamentäre.
Artikel 32.
Als Parlamentär gilt, wer von einem der Kriegführenden bevollmächtigt ist, mit dem anderen in Unterhandlungen zu treten, und sich mit der weißen Fahne zeigt. Er hat Anspruch auf Unverletzlichkeit, ebenso der ihn begleitende Trompeter, Hornist oder Trommler, Fahnenträger und Dolmetscher

Nicht nur das der Papst der Feindesliebe in der Bibel verpflichtet ist, wie Jesus in der Bergpredigt laut Matthäus spricht, sondern er gibt den Kriegsparteien auch einen irdischen Rat, verhandelt lieber als euch zu töten. Denn wer Verhandlungen anstößt ist der Stärkere in Geist und Haltung.

Also ich verstehe das; als Christ und Demokrat.